Einnässen und Einkoten bei Kindern
Woran liegt das, dass bei einigen Kindern die Sauberkeitsentwicklung nicht funktioniert?
Normal ist, dass ab ca. 3 Jahren das Nervensystem so weit entwickelt ist, dass ein willkürlicher Stuhlgang möglich ist und das Urinieren kontrolliert werden kann.
Bei einigen Kindern klappt das Wasserhalten nachts nicht und sie brauchen noch lange eine Windel, andere haben Kot in der Hose und behaupten sie haben es nicht gemerkt.
Hier kann ich aus meiner Praxis berichten. Glaubt eurem Kind – wenn er/sie den Stuhlgang nicht bemerkt, dann funktioniert das Nervensystem nicht. Der Kopf bekommt nicht gemeldet – ich muss aufs Klo oder das Rektum funktioniert nicht richtig. Ich habe durch meine Patientenberichte viele Leidensgeschichten erzählt bekommen.
Einnässen
Manche Kinder werden nachts geweckt um aufs Klo zu setzten – funktioniert manchmal, aber ist für das Bettnässen auch keine Lösung. Andere haben eine Klingelhose, die klingelt sobald Urin in die Hose kommt und das Kind aufweckt.
Bei vielen anderen Kindern sind diese Maßnahmen aber nicht notwendig – woran liegt der Unterschied?
Bleiben wir zuerst beim unwillkürlichen Urinieren. Urinieren hat das Thema Grenzen zu markieren – wo wurde oder wird die Grenze vom Kind nicht akzeptiert? War das Thema schon von Anfang an so können wir die Emotionen der Mutter in der Schwangerschaft betrachten.
Wo hat die Mutter erlebt, dass ihre Grenzen nicht akzeptiert wurden? Häufig ist ihr das Thema gar nicht mehr bewusst, aber durch die Annahme, dass die Grenze der Mutter in der Schwangerschaft verletzt wurde weiß ich wo ich tiefer gehen möchte in meiner Befragung. Gab es einen Konflikt mit der Familie, der Arbeit oder dem Umfeld? Wie hat sich die Mutter dabei gefühlt? Wie hat sie darauf reagiert?
Der rote Faden geht durch – die Mutter kann zum Beispiel genau erzählen wie sie sich gefühlt hat in der Situation von Demütigung durch den Chef. Sie hat sich angegriffen gefühlt und hätte gerne verbal zurückgeschlagen. Da es ihr Chef war, musste sie die Emotionen runterschlucken. Zu Hause ist sie dann explodiert und hat die Kaffeetasse auf den Boden zertrümmert. Parallelen finden wir beim Kind. Es ist äußerst schnell reizbar und wirft auch Dinge in der Gegend rum. Es ist sehr empfindlich auf alle äußeren Eindrücke und schafft es nachts nicht den Urin zu halten.
In diesem Fall hat das Mittel Chamomilla C 30 einmalig innerhalb einer Woche geholfen. Als erstes wurde das Gemüt ruhiger, die Empfindlichkeit weniger und dann hat das Durchschlafen ohne Windel geklappt. Das Nervensystem war in
diesem Fall so empfindlich und gereizt, dass es den Urindrang nachts nicht bemerkt hat.
Einkoten
Ein Fallbeispiel aus meiner Praxis:
Das 5-jährige Mädchen ist innerlich sehr angespannt, schreit und weint laut schon seit der Geburt. Sie rebelliert gegen ihre kleine Schwester. Das Mädchen kennt ihren Papa nicht – die Mutter hat sich schon in der Schwangerschaft vom Vater getrennt. Der Vater war Jahrelang nicht auffindbar und zahlt keinen Unterhalt.
Die Geburt war eine Höllenqual, die Mutter hat sich wie verstümmelt gefühlt, nachdem die Hebamme schneiden musste und sie geschlagen. Nach der ersten Impfung hat das Mädchen 3 Tage am Stück geschrien und nicht mehr aufgehört. Als Baby ist sie erst um 23 Uhr ins Bett gegangen. Mit schon 2 Monaten hatte sie eitrige Ohrenentzündung. Nach Antibiotikum ½ Jahr Durchfall.
Das jetzige Problem ist 5-6-mal am Tag Stuhlgang in der Hose. Es ist brauner fester Matsch. Besonders in der Badewanne kommt der Stuhlgang unwillkürlich. Sie ruft zwar ich muss, aber schafft es nicht aufs Klo zu kommen. Das Ganze ist ihr furchtbar peinlich und sie versteckt ihre Probleme.
Seit sie 3 Jahre alt ist, entwickelt sich ein behaarter Leberfleck auf dem Rücken. Sie ist in letzter Zeit kaum gewachsen und hat ein Problem Farben genau zu benennen. Wenn sie Blut sieht schreit sie als habe sie sich die Hand abgehackt. Als Baby hat sie extrem salzig gegessen – wollte nichts Süßes. Jetzt hat sie Angst vor allem was neu ist.
Die Mutter ist jetzt alleinerziehend und hat das Gefühl, dass niemand sie will. Auf das Gefühl was sie zum Kindsvater hat, sagt sie „Er ist ein Arschloch“. In der Schwangerschaft war sie froh als er weg war. Das Mädchen mag gerne bei Freunden sein, nie alleine.
Ich betrachte und überlege mit der Mutter gemeinsam, woran das Stuhlproblem liegen könnte. Wir finden das Thema: Gefühl das Rektum ist offen. Stuhl unwillkürlich.
Repertorisation
Ich habe folgende Rubriken repertorisiert:
Rektum – unwillkürlicher Stuhlgang- offen Empfindung als sei Anus offen
Schreien – geringster Schmerzen
Gemüt – Schlagen
Mittelgabe
Mittelgabe: Phosphorus C 30 einmalig 3 Kügelchen
Nach 14 Tagen hat der Stuhlgang aufs Klo super geklappt. Spannend ist, dass auch das Wachstum wieder begann und das Gedächtnis besser wurde. Vom Gemüt her wurde sie ausgeglichener.
Phosphorus möchte geliebt werden. In dem Fall sucht die Mutter nach der wahren Liebe mit dem neuen Freund, der sie dann enttäuscht und Liebe ging in Hass über. Phosphorus hat auch die Rubriken: Beschwerden durch unglückliche Liebe und Hass auf Männer.
Ich muss bei der homöopathischen Herangehensweise IMMER alle Themen erörtern, bis ich den roten Faden finde der durch den Fall durchgeht! Und in diesem Fall hat es wieder einmal wunderbar funktioniert.